Heute möchte ich von der Frühjahrsfahrt nach Nadrag sowie von den Gesprächen und Begegnungen berichten.
Auf der langen Fahrt begleitete mich Fritz Heudtlaß (IG-Mitglied), so konnten wir uns am Steuer ablösen. Am späten Nachmittag des 8. Mai verließen wir die Hauptstraße und fuhren die letzten Kilometer durch eine sehr schöne Berglandschaft nach Nadrag. Das malerische Bild ändert sich am Ortseingang. Zuerst kommen niedrige kleine Häuser, dann links die Ruinen der ehemaligen Fabrik, und weiter im Zentrum triste Plattenbauten. Selbst schönes Wetter kann nicht über die trostlose Situation des Ortes hinwegtäuschen, die Armut ist überall sichtbar.
Am nächsten Morgen packten wir zunächst die mitgebrachten Hilfsgüter aus. Einen Kinderrollstuhl, einen Rollator und ein dreirädriges Lastenfahrrad. Darüber freute sich Marius Hutanu ganz besonders, denn er bringt den kranken Senioren das Mittagessen nach Hause. Der tägliche Fußweg war für ihn bisher sehr beschwerlich. Das neue Fahrrad ist für ihn eine große Erleichterung, jetzt kann er auch weiter entfernt wohnende Empfänger aufsuchen und er ist trotzdem schneller fertig.
Später besprach ich mit Herrn Grün von der Caritas die Abrechnung der Suppenküche für das vergangene Jahr, sowie weitere organisatorische Themen.
Am nächsten Tag besuchten Pfarrer Hollschwandner und ich zwei kranke Empfängerinnen. Solche Gespräche sind mir wichtig, denn so bekomme ich Informationen aus erster Hand. Zuerst waren wir bei Frau Victoria Ö., sie ist 73 Jahre alt und blind. Ihre kleine Wohnung hat kein Bad, die Toilette ist im Garten neben dem Schuppen. Frau Ö. hat kaum noch soziale Kontakte in Nadrag. Nur mit Marius, der ihr das Mittagessen bringt, kann sie täglich sprechen. Ihre Rente beträgt 820 Lei (186 €), sie ist sehr dankbar, dass sie das Essen aus der Suppenküche bekommt.
Danach gingen wir zu der 75-Jährigen Cecilia N., sie ist ebenfalls alleinstehend. Auch sie erzählte uns aus ihrem Leben. Früher arbeitete sie in dem ehemaligen Stahlwerk, im Jahr 1980 trennte eine schwere Maschine die rechte Hand ab. Dafür bekommt sie 200 Lei Unfallrente, die Altersrente beträgt 450 Lei (zusammen 148 €). So wie diesen beiden Frauen geht es vielen Rentnern in Nadrag. Sie haben in ihrem Leben schwer gearbeitet und bekommen heute keine auskömmliche Rente. „Zum Leben zu wenig, zum Sterben zuviel“ sagen wir in Deutschland, die Rumänen sagen „Es reicht nicht fürs kalte Wasser“.
Sehr geehrte Spenderinnen und Spender, bereits mehrfach hat die „Allgemeine Deutsche Zeitung für Rumänien“ (ADZ) über die Senioren-Suppenküche berichtet. Das belegt, wie angesehen und wichtig unser Hilfsprojekt ist. Der Artikel ist inzwischen veröffentlicht und im Ordner „Presse“ online.
Im Namen der Empfänger bedanke ich mich für Ihre Hilfe und wünsche Ihnen einen schönen Sommer.
arm – hungrig – einsam – krank: wir helfen!
B. Balsliemke
Initiator